Die Tschernovitzer Erinnerungsstätte unterscheidet sich in mancher Hinsicht von den bekannten staatlichen Gedenkeinrichtungen wie z. B. in Theresienstadt, Sachsenhausen, Buchenwald oder in Auschwitz. Diese befinden sich an so genannten »authentischen Orten«, die mitdem Massenmord am europäischen Judentum und anderen Opfergruppen unmittelbar verbunden sind.

Solche »Ready-Made-Denkmale« wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zu Symbolen des Holocaust und zu Stätten der Erinnerung an den planmäßigen Mord erkoren. Auch wenn die Wichtigkeit und Erhaltungswürdigkeit dieser Stätten nicht in Frage gestellt werden soll, kann die  Konzentration des Erinnerns in diesen »Zentren des Holocaust« das Vergessen der Opfer an ihren Herkunftsorten mitbewirken.

Černovice könnte man dem gegenüber als ein Beispiel für die »Peripherie des Holocaust« ansehen. Dieses Städtchen ist eines von Tausenden, historisch vielleicht unbedeutenden Orten in Europa, wobei deren Wichtigkeit hinsichtlich des Holocaust aber gerade darin besteht, dass aus ihnen Millionen der späteren Holocaust-Opfer, vor den Augen der übrigen Bevölkerung, deportiert wurden, womit oft der Prozess der Verdrängung und des Vergessens vor Ort begonnen hatte.

Im Unterschied zu vielen anderen Gedenkstätten, die unter dem Motto »Gedenke der Toten« aus der Vergangenheit schöpfen, erweitert die Konzeption der Erinnerungsstätte  Černovice explizit die Gruppe der Holocaustopfer um die in den Denkmalen oft vernachlässigten Überlebenden.

Das Leben dieser Opfer wurde noch Jahrzehnte nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern von der Last der Erinnerungen an das Erlebte, dem Verlust der Familien-angehörigen und weiteren persönlichen Folgen geprägt. Dieses beeinträchtigte (Über)-Leben stellt als Gegenwartselement den Teil einer Zeitbrücke zur Vergangenheit dar. Sie wird durch den "Pfad der Erinnerung", einem erneuerten Zugang zum Friedhof, versinnbildlicht.

Über diese Verbindung soll durch Erinnerung und Empathie den jetzigen und kommenden Generationen die Botschaft vermittelt werden, künftig ähnliche Exzesse wie den Holocaust zu verhindern.

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Pfad der Erinnerung

Ausstellung in der Totenhalle

Eröffnung der Erinnerungsstätte

Pädagogisches Projekt

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© Michael Deiml & Allrounder