Zerstörungen
Die Installation Zerstörungen entstand ursprünglich anläßlich der Ausstellung "Gewalt", die an der Kunstakademie Stuttgart 1986 stattfand.
Sie wurde später Teil meiner Ausstellung"Installationen und Projekte" in der „Galerie im Heppächer”, in der sie zusammen mit der Installation "Der König stirbt" an den Einbruch der Nazis in die Synagoge in Esslingen während der Pogromnacht am 9. November 1938, erinnern sollte.
Die Installation Zerstörungen besteht aus einem Türflügel, der in einem Türrahmen eingehängt, selbstständig im Raum steht. Eine Stahlkette verläuft zwischen dem Sandkegel, der in der Türöffnung aufgeschüttet ist und dem Loch, das nach einem gewaltsamen Ausbruch des Schlosses übrig blieb.
Auf der Oberfläche des Türflügels ist der Text des Gedichtes „Zerstörungen” von Gottfried Benn aufgeklebt.
Bei diesem Readymade-Objekt handelt es sich um die Tür meines Ateliers an der Kunstakademie in Stuttgart.
In der Nacht nach dem Sommerfest 1986 brachen Unbekannte in mein Atelier gewaltsam ein. Der Zustand der Tür liefert ein Zeugnis davon.
Der Text des Gedichtes „Zerstörungen”, von Gottfried Benn, der bereits seit der "Nachrüstungsdebatte" 1983 auf der Tür hing, erlangte durch den gewaltsamen Einbruch eine unerwartete selbstprophetische Erfüllung.
Gottfried Benn
Zerstörungen
Zerstörungen –
aber wo nichts mehr zu zerstören ist,
selbst die Trümmer altern
mit Wegerich und Zichorie
auf ihren Humusandeutungen,
verkrampft als Erde –
Zerstörungen –
das sagt immerhin: hier war einmal
Masse, Gebautes, Festgefügtes –
o schönes Wort
voll Anklang
an Füllungsreichtum
und Heimatfluren –
Zerstörungen –
o graues Siebenschläferwort
mit Wolken, Schauern, Laubverdunkeltheiten,
gesichert für lange Zeit –
wo Sommer sein sollte
mit Fruchtgetränken,
Eisbechern, beschlagenen,
und Partys zu heller Nacht am Strande.
aber wo nichts mehr zu zerstören ist,
selbst die Trümmer altern
mit Wegerich und Zichorie
auf ihren Humusandeutungen,
verkrampft als Erde –
Zerstörungen –
das sagt immerhin: hier war einmal
Masse, Gebautes, Festgefügtes –
o schönes Wort
voll Anklang
an Füllungsreichtum
und Heimatfluren –
Zerstörungen –
o graues Siebenschläferwort
mit Wolken, Schauern, Laubverdunkeltheiten,
gesichert für lange Zeit –
wo Sommer sein sollte
mit Fruchtgetränken,
Eisbechern, beschlagenen,
und Partys zu heller Nacht am Strande.
Gottfried Benn, Sämtliche Gedichte, Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1998
Veröffentlichung mit Genehmigung des Verlags
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